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Wieder zusammen und erhält so die herrlichen „Mosaikarbeiten", die durch
ihren verschiedenartigen Glanz das Auge des Beschauers erfreuen.
Neuerdings wird auch das Einstechen von erhabenen oder vertieften
Figuren in die Muschel als eine Kuustarbeit betrieben. Die Bildnisse der
Kaiser Wilhelm I. und Ii., des Königs Albert, der Königin Karola, Bis-
marcks, Moltkes u. s. w. werden erhaben auf Muschelschalen ausgestochen
und dann als Medaillons. Geldtäschchen und dergleichen teuer verkauft.
Ebenso werden die Muscheln wohl auch mit Bildnissen sein bemalt und zu
zierlichen Schmucksachen verarbeitet.
Weithin versendet man die geschmackvollen Arbeiten der Adorfer
Muschelindustrie. Besouders werden dieselben auch durch die zahlreichen
Badegäste im benachbarten Bad Elster in alle deutsche Staaten, wie ins
ferne Ausland bis nach Rußland, England und Amerika verbreitet.
7. Oin Hang durch Wtauen.
Lieber Onkel, liebe Tante!
Schon sind mehrere Wochen vergangen, seit wir Leipzig verlassen haben
und nach Plauen übergesiedelt sind, und doch komme ich erst heute dazu, meiuem
Versprechen gemäß Euch zu schreiben, wie es uns hier gefällt. Nach den
Beschreibungen unserer Bekannten hatte ich mir ein ganz anderes Bild vom
Vogtlande gemacht, als ich es in Wirklichkeit fand. War mir doch fast
bange geworden, als es immer wieder hieß: „Ach, wenn ihr nur nicht ge-
rade nach dem rauhen und unwirtlichen, armseligen Vogtlande ziehen
müßtet!" Aber je uüher wir unserer neuen Heimat kamen, desto mehr
überzeugte ich mich, daß meine Befürchtungen unbegründet seien. Ich hatte
erwartet, durch öde, unfruchtbare Gegenden zu kommen, aber freundliche,
lachende Fluren dehnten sich zu beiden Seiten der Bahn aus, und fchöne
bewaldete Höhen und liebliche Thäler boten dem Auge immer neue Bilder.
Wie erstaunte ich aber, als wir auf gewaltigen Brücken die tiefeingeschnittenen
Thäler der Göltzsch bei Mylau und der Elster bei dem Dörflein Jocketa
überschritten.
Die Natur war uoch uicht so weit vorgeschritten wie in Leipzig; denn
die Luft weht hier viel frischer, ist dafür aber auch reiner und gesünder.
An das Bergsteigen muß man sich freilich in Plauen erst gewöhnen; denn
hier geht es bald bergauf, bald bergab. Aber die Straßen sind breit und
luftig, und in die meisten schaut ein Stück der freien Umgebung herein:
hier der Bärenstein, dort der Kemler, hier ein Wald, dort ein hochgelegenes
Dorf. Laßt Euch im Geiste einmal durch die Stadt führen! Wer von Leipzig nach
Plauen kommt, steigt am oberen Bahnhofe aus und geht die Bahnhofstraße
entlang nach der inneren Stadt. Wenn Plauen auch nur eine Mittelstadt mit
65 000 Einwohnern ist, so glaubt man doch in eine Großstadt zu kommen.
Eine große Zahl prächtiger, hoher Gebäude, unter denen die Königliche In-
dustriefchule besonders hervortritt, schmücken die Bahnhofstraße. Etwas weiter
nach der Stadt zu befindet sich der Albertplatz mit dem Erzstandbilde des
Fürsten Bismarck und dem Kriegerdenkmal, welches die Namen der Söhne
.Planens nennt, die in den Jahren 1870/71 in Frankreich den Heldentod
fürs Vaterland starben. Gehen wir weiter, so kommen wir bald" an das
schöne, große, von zwei mächtigen ehernen Adlern gekrönte Reichspostgebäude.
2*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Karola
Extrahierte Ortsnamen: Bad_Elster England Amerika Plauen Dörflein_Jocketa Leipzig Bärenstein Leipzig Frankreich
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Zwischen dem 2. und 3. Geschosse desselben zieht sich ein breites Band von
Bildern um die Straßenseiten des Gebäudes herum und veranschaulicht die
mannigfaltigen Geschäfte, die die Post zu bewältigen hat. Der Post gegen-
über steht das Denkmal des Vogtländischen Dichters Julius Mosen, dessen
„Andreas Hofer" wir so oft und gern mit einander gesungen haben. Vom
Postplatze aus führen nns wenige Schritte an das neue Stadttheater, das
1897 erbaut und am 1. Oktober 1898 eingeweiht wurde. Eine Brücke über
das tief eingeschnittene Syrathal führt uns nun an die Restanration „Zum
Tunnel." Wir kehren auf einige Minuten dort ein und setzen uns an ein
Fenster des Glassalons. Da bietet sich uns ein herrliches Bild. Die Bahn-
Hofstraße herein und hinaus wogt und wimmelt es, namentlich zur Mittags-
und Abendzeit, wenn die Geschäfte und die Schulen geschlossen werden, von
Menschen, zwischen denen sich zahlreiche Fuhrwerke aller Art bewegen. Gerade
vor uns erhebt sich jenseits des sich hier erweiternden und mit Gärten und
Anlagen ausgefüllten Syrathales auf dem steilen Hradschinberge das Schloß
mit den Wohnungen der höheren Gerichtsbeamten. Hinter ihm sind
die Gebände des alten Schlosses, in denen sich das Landgericht und das
Amtsgericht befinden. An die Tunnel-Restanration stößt der altertümliche
Nonnenturm, und diesem gegenüber dehnt sich der Lntherplatz mit der
Lutherkirche ans. Bis znm Jahre 1866 diente der Platz als Gottesacker.
Im Jahre 1883 aber erhielt er zur 400 iährigeu Jubelfeier der Geburt
unseres großen Reformators Luther dessen Namen. Am 10. November ge-
nannten Jahres zogen sämtliche Schulklassen von Planen nach diesem Platze
und jede pflanzte einen Banm. Solche Pflanzungen wurden iu den nächsten
Jahren fortgesetzt und es entstand ein stattlicher Hain von Linden, Eichen
und Buchen inmitten der Stadt, der das Andenken an nnsern Luther lebendig
erhalten wird.
Nicht weit vom Tunnel ist der als Obst- und Gemüsemarkt dienende
Klostermarkt mit vielen stattlichen Verkausslädeu. Er hat seinen Namen
von dem im Jahre 1525 zerstörten Dominikanerkloster. Vom Klostermarkte
gelangen wir an den Altmarkt, an dem besonders das alte Rathaus mit
seineni hohen geschweiften Giebel, den es dem Markte znkehrt, auffällt.
Zwei Uhren an diesem melden uns die Zeit. Die obere ist sehr kunstvoll.
Zu beiden Seiten ihres Zifferblattes stehen Männer, die beim Stundeuschlag
die Hände bewegen und den Mund öffnen. Uber dem Zifferblatte befinden
sich zwei Löwen, die mit ihren Tatzen die Viertel und die Stunden schlagen,
und unter- ihm zeigt eine große, halb blau, halb goldgelb gefärbte Kugel
den Mondwechsel an.
Wenige Schritte führen uns vom Altmarkte auf den Kirchplatz und au
die Johanniskirche mit ihren zwei großen, viereckigen Türmen. Über den
zwei Hanptthoren der Kirche find schöne, in Stein gehauene Bilder angebracht.
Das eine zeigt Christus, Moses und Elias' das andere stellt nnsern Heiland
als Arzt und Helfer der Kranken dar. Das Innere der Kirche ist hell und
freundlich. Das schöne, große Altarbild ist von Matthäi und stellt die Ein-
setzung des heiligen Abendmahles dar. Die wertvolle Orgel ist von den
württembergischen Orgelbauern Gebrüder Walker gebaut.
Vom 'Kirchplatze geht man den steilen „Schulberg" hinab in die Neu-
stadt und von dieser über die nach der Brückenthorvorstadt führende große
Elsterbrücke. Letztere ist sehr alt und soll aus dem 12. Jahrhundert stammen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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das schöne neue Schullehrerseminar. Unter Streits Berg ist im Syratyale
eine lange Reihe stattlicher viergeschossiger Wohnhäuser entstanden. Ein Bau-
verein hat sie errichtet, um der in Plauen herrschenden Wohnungsnot abzu-
Helsen. Die Anlage wird noch erweitert werden; sie bietet aber schon jetzt
fast 200 Familien Herberge.
Wir gehen an dem Dobenanhüge au dem früher ein Berggebäude
gestanden haben soll, vorüber und unter der langen und hohen Syrathal-
brücke für die Eisenbahn Planen-Eger hinweg. Rechts und links laden Fuß-
Wege zu mühelosem Spaziergange in dem engen und auf beiden Seiten Wald-
begrenzten Thale ein. Wir aber steigen rechts im schattigen Nadelwalde
aufwärts bis zur Teunerahöhe. Von ihr ans hat man eine weite Fern-
ficht bis nach Schöneck und den westlichen Höhen des Erzgebirges im Osten
und den Vorbergen des Fichtelgebirges im Westen. Ebenso kann man hier
einen Teil von Plauen überschauen und sich an den freundlichen Bildern,
welche die nächste Umgebung bietet, erfreuen.
Ein kaum viertelstündiger Gang führt uns durch deu Wald und dauu
auf schönen Promenadenwegen dnrch die Tenneraanlagen nach km Kaiser-
Wilhelm-Hain. Ihn ziert ein einfaches und doch schönes Denkmal: Ein
großer, mit einem ehernen Adler gekrönter Felsblock steht hoch aufgerichtet
da und zeigt an seiner Vorderseite das halberhabene Erzbrnstbild des un-
vergeßlichen Kaisers Wilhelm I. — Ein schattiger Waldweg führt uns an
einem großen Spielplatze für Kinder und Erwachsene vorüber und dnrch den
Kuntzepark nach dem Kuntzeplatze. Park und Platz tragen ihren Namen zu
Ehreu des um die Stadt Plauen hochverdienten Oberbürgermeister Knntze,
dem auch viele Anpflanzungen, Anlagen und Haine ihre Entstehung ver-
danken. Die Stadtvertretung und mehrere die Verschönerung der Umgebung
von Plauen erstrebende Vereine errichteten ihm im Jahre 1890 zu seinem
25 jährigen Amtsjnbiläum auf dem Kuutzeplatze einen einfachen Denkstein.
Auch ein dritter Platz, die Knntzehöhe bei Neundorf, erhielt in demselben
Jahre ihm zu Ehren seinen Namen. — Vom Knntzeplatz aus gehen wir
an dem gegenüberliegenden Bismarck- und dem Hermannhain vorüber nach
dem Bärenstein am oberen Bahnhofe. Der Gemeinnützige Verein hat diese
früher kahle und unfruchtbare Höhe in einen mit Gebüsch, mit Laub- und
Nadelbäumen bewachsenen freundlichen Hügel umgewandelt. Auch er bietet
eine schöne Aussicht auf die Stadt und über das Vogtland und wird des-
halb geru besucht. Um den Bärenstein ist in den letzten Jahren ein
Kranz schöner und herrlich gelegener Villen entstanden. Wir gehen an
ihnen vorüber, um deu Bahnhof herum und die Pausaer Straße hiuaus bis
zu einem großen Wasserbassin in den Löwensteinanlagen. Dieses Hochbassin
erhält sein Wasser in 2 verschiedenen Leitungen aus der Umgebung des
11/2 Stunden von Plauen entfernten Dorfes Syran. Ein 2. Wasserbassin
sammelt das Wasser der zwischen Meßbach, Unterlosa und Reinsdorf sich
findenden Quellen. Ein 3. Hochbassin bei Reusa erhält fein Wasser aus
deu Fluren des 2 Stuuden von Plauen entfernten Dorfes Bergen. Drei
große, mit vielen Kosten erbaute Wasserleitungen versorgen also die ganze
Stadt mit gutem reinen und gesuuden Trinkwasser. Fast 6 deutsche Meilen
beträgt zusammen die Länge aller Röhren, die dieses unentbehrliche Lebens-
element in Plauen durch alle Straßen und in die meisten Häuser der Stadt
führen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
In der Nähe von Kauschwitz ging im Syragrnnde ein Wolkenbruch nieder.
Der Syrabach wurde im Nu zum wütenden Strome und wälzte seine
Wellen wie tobende Meereswogen dahin. Alles, was ihnen im Wege stand,
rissen die Fluten mit sich fort. Da, wo die Syra beim Syraner Thore in
die Stadt eintrat, lagen vor der Lohmühle zahlreiche Baumstämme. Diese
wurden vom Wasser emporgehoben und quer vor das Thor gelegt. Dadurch
staute sich das Gewässer zu bedeuteuder Höhe auf, bis der furchtbare Druck
das altersschwache Gemäuer über den Hausen warf. Furchtbar war, was
nun geschah. Der am Thor liegende Gasthof „Zum Herz" war in wenigen
Minuten verschwunden. Haushoch wälzten sich die Fluten durch die enge
Gasse uach dem „Komturhofe". Die an der Syra stehenden Häuser wurden
von den mit Blitzesschnelle dahinschießenden Baumstämmen durchlöchert, so
daß sie einstürzten. Mit zahllosen Trümmern, ganzen Dächern, Balken,
Gerätschaften war der Strom bedeckt. Und mitten unter diesen Trümmern
erblickte man schwimmende Tiere, selbst Menschen, welche mit dem empörten
Elemente um ihr Leben kämpften. Es war ein herzzerreißender Anblick!
An den Ufern standen die Leute und jammerten. Vor dem Brausen der
Fluteu und dem Krachen der einstürzenden Gebäude hörte man kaum den
Hilferuf der Unglücklichen. Aus den oberen Stockwerken, von den Dächern
schrie es um Hilfe. So sehr sich auch edle Menschen anstrengten, den Ge-
sährdeten Hilfe zu bringen, war es doch nicht möglich, alle zu retten.
Ganze Häuser wurden mit allem, was darin und darauf war, vou den
Fluten verschlungen. 26 Menschen fanden in dieser Unglücksstunde einen
jähen Tod.
Ein Bürstenbinder, Namens Reiher, stürzte mit seiner siebzehnjährigen
Tochter in den Strom; die Tochter ertrank und wurde vou der Flut hinweg-
gespült; doch dem Vater gelang es, sich von Zeit zu Zeit aus den Wellen
emporzuarbeiten. Nach jedem wiederholten Versuche, durch die um ihn
schwimmenden Trümmer und Balken sich zu retten, wurde er immer von
neuem in die schauerliche Tiefe hinabgestoßen. Schon begann seine Kraft zu
ermatten, da glückte es ihm endlich, einen Baumstamm zu umklammern,
der ihn auf den über 400 Schritte entfernten Weidenanger trug, wo er
sich rettete. Wie schwer es ihm ward, fein Leben zu erhalten, davon zeugte
seine Gestalt. Seine Kleider waren ihm vom Leibe gerissen, und von dem
Treibholz war sein Körper über und über mit Wunden und Beulen be-
deckt. Noch wunderbarer war es, daß selbst eine Frau, Namens Petzold,
der Gewalt des Stromes entgehen konnte. Nach dem Einstürze ihrer
Wohnung wurde auch sie von den Wellen über den Mühlgraben, ja sogar
bis über die Elster fortgerissen. Gleichwohl aber wußte sie sich immer
wieder über dem Wasser zu erhalten und wurde auf dem jenseitigen Elster-
user mittelst eines Hakens aus der Strömung gezogen. Leider aber wurde
ihr die Freude über ihre eigene Rettung durch den Verlust dreier Kinder
verbittert.
Ein Knabe von 11 Jahren, der Sohn des obengenannten Bürsten-
binders Reiher, ward in den Garten der Superintendentnr, durch welchen
der Strom ein zweites Bett gerissen hatte, getrieben. Schon war er unter-
gesunken, da erfaßte er einen Baumstamm, kletterte an ihm hinauf und
saß dort, von der Anstrengung sich erholeud. Aber ach! der Baum wurde
entwurzelt, und der arme Knabe, der sich schon gerettet glaubte, sank von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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bis ein Gebüsch oder ein Felsen am Ufer deinen Lauf hemmte; wie oft lockte
es dich, hineinznwaten und unter den Steinen nach einem Fischlein zu haschen!
Wie oft schon liefst du ueugierig hinuuter zur Elster, um das „große Wasser"
anzusehen, wenn die ganze Aue sich in einen großen See verwandelt hatte!
Da fragtest du: Woher kommt doch so viel Wasser und wohin fließt es?
Die Elster, über welche bei Jocketa die mächtige Elsterthalbrücke ihre
weiten Bogen spannt, ist an ihrer Quelle so klein, daß dn drüber springen
kannst. Das ist jenseits der grünweißen Grenzpfähle in unserem Nach-
barlande Böhmen und zwar bei dem Dorfe Steingrün am Fuße des Ka-
pelleuberges. Bei dem Dorfe Himmelreich befindet sich die Quelle des ersten
Nebenbächleins.
Von allen Seiten strömen zahlreiche Wässerlein herbei, daß das
Bächlein zusehends zum Bache wächst und bei Bad Elster und Adorf
schon Mühlen treibt. Von Adorf an fließt die Elster in einem weiten
Thale, stets von einer breiten Landstraße ans der einen und einer Eisenbahn
auf der anderen Seite begleitet. Beide führen nach Ölsuitz, das wir
fchon von ferne an den zwei spitzen Türmen seiner schönen Kirche erkennen.
Nach verheerenden Bränden ist es aus Schutt und Asche wieder erstanden.
Wir freuen uns über das Aussehen der rasch aufblühenden Stadt und be-
wundern die großartigen Teppich- und Eorsettfabriken, aus denen zur
Mittagsstunde und am Feierabend Hunderte von Arbeitern und Arbeite-
rinnen strömen.
Nun fließt die Elster Plauen zu. Wenn wir den geraden Weg von
ölsnitz über Oberlosa nach Plauen nehmen, so brauchen wir zwei Stunden;
wandern wir aber längs des Elsternsers hin, so brauchen wir wohl die
doppelte Zeit, weil wir einen großen Bogen nach Westen beschreiben müssen.
Dabei aber berühren wir das „stille Plätzchen", das Laneckhaus und andere
anmutige Punkte des oberen Elsterthales bei Pirk und Weischlitz,
In dieser Gegend, bei dem Dorse Planschwitz, liegt ein Berg, der schroff
vom Ufer der Elster aufsteigt, und an den die Sage vom Ulanensprung
geknüpft wird: Vor langen Jahren war Krieg. Ein Ulan wurde von
Feinden hart verfolgt und sprengte bis auf deu Gipfel jenes Berges. Hinter
ihm die Verfolger — vor ihm in der Tiefe die Elster. „Lieber tot in den
Fluten, als gefangen in Feindeshand!" dachte der Ulan und stürzte sich mit
seinem Rosse kühn hinab. Doch dem Mutigen Hilst Gott! Das treue Tier
zwar kam im Wasser um; der Mann aber gelangte glücklich ans Ufer und
war gerettet.
Geheu wir im Thale der Elster fort, so gelangen wir an Plauen
vorüber in das untere Elsterthal. Hier, wo die Trieb in die Elster mündet,
findet sich der Glanzpunkt aller Naturschönheiten des Vogtlandes, die „Vogt-
ländische Schweiz". Auch der vielgereiste Manu, der schon die schönsten
Gegenden unseres deutschen Vaterlandes durchwandert hat, läßt noch mit
freudiger Bewunderung sein Auge vom steilen Loreleyfelfen ausüber
den tiefen Kessel des herrlichen Triebthales schweifen. Da tost und schäumt
das Wasser über mächtige Felsblöcke hinweg; da erheben sich die dunkeln
Tannen so schlank an den steilen Thalwänden; da duftet gewürzig der Wald.
„Wahrlich, fo etwas hätte ich im Vogtlande nicht gesucht!" gesteht der
Fremde zu. Treten wir aber mit der Trieb hinaus ius Elsterthal, so werden
wir aufs neue überrascht: Ein herrliches Denkmal menschlicher Kunst erhebt
i
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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fernen Auslande flössen Unterstützungen aller Art reichlich herbei, an barein
Gelde allein über 500000 M. Dem drohenden Mangel ward gewehrt.
Mit frischem Mut begannen die geschädigten Bewohner den Wiederaufbau
ihrer zerstörten Häuser, und bald darauf war die Stadt freundlicher und
schöner aus deu Ruinen wieder erstanden.
10. Die Oöttzsch erzähtt ihre Leöensgeschichte.
Meine Wiege steht im Schönecker Walde, dein vogtländischen Schwarz-
walde. Sein Rauschen fingt auch mir, wie manchem andern Bächlein, das
Wiegenlied. Wolltest du meine Quelle im „Göltzschgesprenge" aufsuchen, so
würdest du in tiefen Sumpf geraten und müßtest wohl gar deiue Stiefel
im Stiche lassen, um nicht stecken zu bleiben. Doch bald wird mein Bett
felfenhart und stufig; wie ein munteres Kiud hüpfend und springend, ransche
ich besonders im „Riß" bei Rißbrücke vou Absatz zu Absatz eilig dahin:
habe ich doch uuter alleu meinen vogtländischen Geschwistern das stärkste
Gefälle. Nach mehrstündiger Wanderung im schattigen Walde trete ich
hinaus in das helle, sonnige Land. Bald treffe ich die ersten menschlichen
Wohnungen. Den Leuten scheint es an meinen Ufern von jeher gefallen zu
haben. Schon vor vielen, vielen Jahren — wohl um das Jahr 600 nach
Christi — bauten sich Leute in meinem Thale an; die ersten waren die
Sorben. Von ihnen erhielt ich meinen Namen. Göltzsch soll Goldbach
heißen; denn in meinem Bette fanden sie einst Körner von gediegenem Golde.
Was hat sich seit jenen „goldnen Tagen" alles verändert, woran zur Zeit
nur noch einzelne Namen und Dinge erinnern! Verschwunden ist das Gold-
suchen und Goldwäschen; denn wolltest du heute noch Gold snchen,
so würdest du wohl dauu und wann ein Körnlein finden; aber deine Arbeit
und Mühe würden nur kärglich belohut. Verschwunden sind die Ritter,
die einst das Thal durchzogen; doch das Schloß zu Falkenstein, Anerbachs
alter Turm und das Kaiserschloß zu Mylau erinnern noch an sie. Ver-
schwnnden ist anch der Bergbau früherer Zeiteu, der namentlich bei Falken-
stein betrieben wurde, und von dem die „Berglöcher" bei Falkenstein noch
zeugen. Verschwunden ist endlich die H olzflößerei, durch die einst den
holzarmen Gegenden des sächsischen Niederlandes der Überfluß des Vogt-
laudes zugeführt wurde; nur der Flößgraben will noch daran mahnen.
Dafür hat die Neuzeit mit ihrer Industrie und mit ihren Maschinen Einzug
gehalten und hat mein Thal zu einem der industriereichsten und bevölkertsten
des Vogtlaudes und ganz Sachsens gemacht: vier gewerbfleißige Städte mit
fast 30 000 Einwohnern, dazu manch freundliches Dorf spiegeln sich jetzt
in meinen Wellen.
Meine erste Uferstadt ist Falken st ein. Freundlich schaut die nach dem
großen Brande von 1859 neuerbaute Stadt mit ihrer schönen Kirche, ihrem
hochgelegenen Schlosse und ihrer stattlichen Schule in mein Thal herab.
Um das Jahr 1300, als die ersten Ansiedler hier erschienen, konnten sie
nur unscheinbare Häuschen errichten; aber doch wnrde Falkenstein bald eine
„freie Bergstadt." Als der Bergbau wieder zurückging, mußten die Be-
wohner nach neuen Erwerbszweigen suchen; die Weberei und später die
Stickerei fanden Eingang und erhoben Falkenstein zu einer ansehnlichen
Fabrikstadt. Von hier gingen auch um das Jahr 1835 die ersten vogt-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Du kannst dir wohl denken, daß ein solch' gewaltiger Bau nicht in ein
paar Wochen oder Monaten aufgerichtet werden konnte. Nein, sechs ganzer
Jahre, von 1846 bis 1851, bedurfte es, ehe er fertig wurde. Da hättest
du einmal an meinen Ufern gewesen sein sollen! Den fleißigen Bienen
gleich waren 1500 Arbeiter beschäftigt, den Riesenbau aufzuführen. Außer
viel tausend mächtigen Quadersteinen mußteu sie aber auch fast 20 Millionen
Ziegel dabei verbauen. Nun wirst du es wohl auch glauben, wenn ich dir
sage, daß die Baukosten über 6^ Millionen Mark betrugen.
Einst und jetzt, altes und neues, wie eng ist das hier beisammen?
Einst erbaute man die Burg zu Mylau, um das Thal wie mit einem festen
Riegel gegen Fremde zu verschließen; jetzt errichtet man Brücken und schlägt
Bogen, um zu verbinden, was vordem getrennt war.
Hinter der Göltzschthalbrücke verengt sich mein Thal wieder. In viel-
fachen Windungen schlängele ich mich dnrch saftige Wiesen dahin; bewaldete
Berg treten links und rechts so eng an mich heran, daß auch nicht das
kleinste Dörflern einen Platz an meinen Ufern finden konnte. Einer dieser
Berge am Ende des Thales heißt Hohenstein. Zu ihm steigen gern die
Wanderer hinauf, um hier eine herrliche Aussicht auf die gewerbfleißige
Stadt Greiz mit ihrem hohen, stattlichen Schlosse zu genießen.
Tief unten am Hohenstein aber nimmt mich die Weiße Elster in
ihren Schoß auf.
11. Aas Mytauer Kaiserschtoß.
Wir wolleu dem Mylauer Kaiserschlosse einen Besuch abstatten. Es
hat den Namen Kaiserschloß von einem seiner früheren Besitzer, dem
Kaiser Karl Iv. Schon von weitem sehen wir es. Wenn wir von den
umliegenden Höhen kommen, erblicken wir es tief im Thale. Je mehr wir
aber dem Schlöffe uns nähern, desto höher scheint es zu steigen. Es liegt
inmitten der Stadt auf einem Hügel, der nach drei Seiten hin steil abfällt,
nach der vierten jedoch allmählich sich abdacht. Hier steigen wir auf einer
bequemen Fahrstraße hinan und stehen nun vor dem jetzigen Hauptein-
gange. Zur Linken und zur Rechten sehen wir Reste des ehemaligen tiefen
Wallgrabens. Das weite Thor zeigte bis vor kurzem Spuren der früheren
Zugbrückeneinrichtung.
Wir gelangen in den großen westlichen Bnrghof. Dieser wird zur
Rechten (W) von zwei hohen, viereckigen Türmen begrenzt. Sie sind dnrch
einen Mittelbau verbunden, in dem der ehemalige Haupteingang sich
befindet. Über diesem ist das sehr verwitterte und verstümmelte Bild eines
Löwen in erhabener Sandsteinarbeit angebracht. Es ist der Löwe des böh-
mischen Wappens, der uns die frühere Zugehörigkeit des Mylauer Schlosses
zum Königreiche Böhmen zeigt. Vor uns (8) wird der Schloßhof begrenzt
von hohen neueren Gebäuden, hinter uns von einer gewaltigen Mauer, die
so dick ist, daß mau auf ihr bequem gehen kann, und zur Liukeu (0) von
einer ebenso dicken Mauer, auf der ein Verbindungsgang hinführt.
Durch eine hohe Spitzbogenpforte in dieser letzten Mauer treten wir
in den kleinen östlichen Burghof ein, der „Kaiserhof" genannt wird.
Die ihn umgebenden Gebäude bilden den älteren Teil des Schlosses.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
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dem Mittelalter und das einzige noch erhaltene Schloß im Vogtlande, das fast alle
Merkmale einer Ritterbnrg aufweist. Wir nehmen Abschied von dem fast 700
Jahre alten Kaiserschlosse. Möge ihm noch ein recht hohes Alter beschieden sein!
12. Keichenöach im Wogttande.
Wenn du den Fahrplan der sächsischen Eisenbahnen zur Hand nimmst,
so begegnest dn öfter der Stadt Reichenbach i. V.; denn sie ist ein wichtiger
Anhaltepnnkt der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn und zugleich der Aus-
gangspnnkt mehrerer Eisenbahnlinien: Reichenbach— Dresden—görlitz,
Reichenbach—plauen—eger und Reichenbach—mylau. Daher kommt es
auch, daß sie den größten Bahnhof des Vogtlandes, ja einen der bedeutendsten
in ganz Sachsen hat. Willst du einen Spaziergang durch die Stadt unter-
nehmen, so will ich dein Führer sein.
Wir erkenuen sofort, daß Reicheubach eine Fabrikstadt ist. Wohin
wir schauen, erblicken wir hohe, rauchende Schlote; weit über ein Schock
giebt es in der Stadt. — Vom Bahnhofe aus können wir den Schlacht-
Viehhof sehen, den einzigen des Bogtlaudes. Er besteht aus einer ganzen
Zahl von Gebäuden. Geräumige Schweine-, Rinder- und Schafställe, große
Schlachthäuser und auch ein Wirtshans finden wir dort. Das Ganze
macht den Eindruck einer kleinen Stadt. An manchen Tagen werden hier
neben vielen anderen Schlachttieren allein über 100 Schweine geschlachtet.
Diese werden zum größten Teile in andere Orte versendet, die ein ähn-
liches wohleingerichtetes Schlachthaus nicht besitzen.
Nehmen wir unfern Weg die Bahnhofstraße entlang, so zeigt sich vor
uns das neue Amtsgericht und in einer Seitenstraße die Realschule.
Einer der schönsten Plätze Reichenbachs ist der Solbrigsplatz mit dem Bis-
marckdenkmal, Ein Reichenbacher, mit Namen S olb rig , zog einst als armer
Wanderer von Reichenbach fort und gelangte nach und uach durch Fleiß und Gottes
Segen zu solchem Reichtums, daß er als Millionär starb. Er vermachte der Stadt
Reichenbach 66 000 Mark zu milden Zwecken. Um solche Heimatliebe und
solche Opferwilligkeit zu ehren und das Andenken an diesen Wohlthäter auch
über das Grab hinaus lebendig zu erhalten, benannte seine dankbare Vater-
stadt diesen Platz und eine angrenzende Straße nach seinem Namen.
An der Bahnhosstraße steht eine der bedeutendsten Eisengießereien
des ganzen Vogtlandes. Sie fertigt anßer Maschinen für die Landwirtschaft
namentlich auch eiserne Öfen. Sehr viele Öfen, namentlich in vogtländischeu
Bauernhäusern, tragen den Namen jener Reichenbacher Eisengießerei.
Wir gehen weiter und erblicken links in einem Seitenzweige der Bahn-
Hofstraße das schöne Kriegerdenkmal, das eine in Erz gegossene Sieges-
göttin auf Marmorsockel darstellt. — Dahinter steht die erste Bürgerschule.
Die Bahnhofstraße mündet, wie anch vier andere Straßen, in den
Königsplatz. An diesem steht die St. Trinitatiskirche mit dem sie
umgebenden alten Gottesacker.
.Nicht weit davon liegt der große Marktplatz mit dem Rathaus, dem
ehemaligen Amtsgericht und dem schönen Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
— Nach wenigen Schritten bergab treffen wir auf das „Museum" Zu der
Zeit, als die Gerichtsbarkeit uoch in den Händen der Familie v. Metzfch
auf dem nahen Rittergute Friesen war, befand sich hier das Gerichtsamt.
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enthält Eisen und Salz; es wird znm Trinken und Baden benutzt und leistet
vor allen Bleichsüchtigen, Blutarmen und Nervenleidenden die besten Dienste.
Schon vor 600 Jahren sollen die Quellen zu Elster bekannt gewesen
sein. Reiche Kaufleute aus der berühmten, einst mächtigen Stadt Venedig
sollen damals zu ihuen gekommen sein. Doch werden dieselben wohl nur
nach den herrlichen Elsterperlen gesucht haben, die zu jeuer Zeit uoch iu
großer Meuge in dem Elsterflusse gefunden wurden. Gewiß wissen wir aber,
daß im Jahre 1669 ein Arzt aus Plauen (Namens Leißner) eine leidende
Frau mit Hilfe dieses Qnellwassers gesund machte und in einem Büchlein
die Quellen rühmte. Wohl wurden sie nun öfter aufgesucht, doch geschah
das immer nur von einzelnen Leidenden. Im Jahre 1848 wurden sie unter
König Friedrich August Ii. vou Sachsen Staatseigentum. Die Quellen
wurden uuu besser gefaßt; an Stelle des alten hölzernen Badehanses führte
man ein steinernes Gebäude auf, legte Spazierwege an und rief geschickte
Ärzte herbei. Der Ort wurde immer bekannter und hob sich zusehends.
Schon nach zehn Jahren besuchten ihn über elfhundert Badegäste; aus dem
armen Weberdorfe Elster mit seinen unscheinbaren Häuschen wurde eiu weit-
bekaunter Badeort mit schönen stattlichen Wohnhäusern. Heute gilt Bad
Elster wegen seiner vortrefflichen Quellen und seiner schönen Umgebung für
eins der besten und lieblichsten Bäder in Deutschland.
Der Glanzpunkt des Ortes ist der herrliche K urplatz. An ihm steht
das schöne, trefflich eingerichtete Badehans. Eine Wandelbahn mit freund-
licher Umgebung, geschmackvolle Trinkhallen und reichansgeftattete Berkaufs-
hallen umgeben deu Platz. Hier herrscht fast immer ein reges Leben. Täg-
lich durchschallt am frühen Morgen liebliche Musik das Thal. Eiu feierlicher
Choral eröffnet das Morgenkonzert. Die Kurgäste sind erschienen und lassen
sich ans den Quellen von den sauberen, schmuck gekleideten Brunnenmädchen
den heilspendenden Trank reichen, den man mit Glasröhren aus schönen
Bechern trinkt. Darnach durchwandelt mau bei den Klängen der Musik die
weitausgedehuten, schönen Parkanlagen mit ihren prächtigen Wiesen, Herr-
lichen Baumgruppen, bunten Teppichbeeten und dem vielbewuuderten Meister-
werke unseres sächsischen Bildhauers Hultsch, das die Göttin der Gesund-
heit darstellt.
So, wie- am Morgen, ermuntert anch am Nachmittage fröhliche Musik
die Gemüter der Kurgäste; nnr in der Mittagsstunde ist es still. Da sitzt
man gern in gemütlicher Unterhaltung vor den schmucken Wohnhäusern, von
denen eiu jedes mit einem Garten gleich einem Kranze umzogen ist und
seinen besonderen Namen trägt, wie Edelweiß, Vergißmeinnicht, Daheim,
Paradies u. a.
Wie in den meisten Badeorteu hilft auch iu Bad Elster die schöue
Lage des Ortes die Kranken mit heilen. Die Luft, die das Thal durch-
weht, ist zwar frischer als iu den benachbarten böhmischen Bädern, aber
milder als sonst im Vogtlande. Gegen die starken Winde bilden die im
Osten und Norden aufsteigenden Höhenzüge eine gute Schutzmauer, während
die warmen Südwinde leicht hereinströmen können.
Eine unschätzbare Zierde des Ortes, ein wahrer Segen für die Bade-
gäste, ist der Brunnenberg. Er erhebt sich wohl 100 m über den Kur-
platz. Die schattigen Wege, die zu ihm und über ihn führen, sein duftender
Nadelwald, feine schönen Aussichtspunkte bleiben jedem Besucher uuver-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Plauen Sachsen Deutschland
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in dem jetzigen städtischen Malzhause am alten Teich — oder wie es eigentlich
heißen sollte: „an der alten Eiche." Das Wohl 800jährige Gebäude ist das
älteste Gebäude Plauens. Die dicken Mauern, die niedrigen, weiten Hallen
mit den steinernen Gewölben gemahnen uns an die Zeiten des Mittelalters.
Von einem Grafen ans diesem edlen Geschlechte, Adalbert von Eber-
stein, ist laut Urkunde im Jahre 1122 die Hauptkirche zu Plauen gegründet
worden. Geweiht wurde sie zur Ehre Gottes, der Maria und Johannis
des Tänsers vom Bischof Dietrich I. von Naumburg. Für ihreu Unterhalt
sorgte Adalbert von Eberstein dadurch, daß er ihr viele Äcker, Wiesen und
Wälder stiftete. Er ist es auch gewesen, der Plauen zu einer Stadt machte;
vorher war es nur ein offener Flecken. Die Stadtmauern hat es jedoch
erst später erhalten.
Der erste Prediger an der neugegründeten Kirche war der Priester
Thomas. Seine Ausgabe war, die ihm anvertrauten Seelen der Planen-
schen Gemeinde in Gottes Wort zu unterrichten und zugleich als Missionar
hinaus auf die umliegenden Dörfer zu wandern, um die uoch im Heiden-
tum lebenden Bauern für die christliche Kirche zu gewinnen.
6. Per chrden der Deutschherren.
1. Hundert Jahre waren etwa seit der Gründung der Kirche zu Planen
vergangen, als sie mit ihren reichen Besitzungen im Jahre 1224 von dem
Vogte Heinrich von Weida dem Orden der Deutschherren geschenkt wurde. —
Dieser Orden, der sich nach dem Vorbilde der Johanniter und Tempelherren
die Aufgabe gestellt hatte, das heilige Land gegen die Ungläubigen zu ver-
teidigeu, die frommen Pilger sicher zu geleiten und in Krankheit zu
pslegeu, war zur Zeit der Kreuzzüge in Palästina und zwar bei der Be-
lageruug von Akkon 1190 durch Herzog Friedrich von Schwaben, einen
Sohn des Kaisers Friedrich Barbarossa, gegründet worden. Durch zahlreiche
Vermächtnisse und Schenkungen wurde der Orden bald sehr reich und mächtig.
Da Palästina nicht gegen die Ungläubigen, die Sultaue von Ägypten, be-
hanptet werden konnte, so zogen sich die Deutfchherren nach Deutschland
zurück und fanden im Osten des Reiches in der Ausbreitung des Christen-
tums unter den heidnischen Preußen zu Anfang des 13. Jahrhunderts eine
neue dankbare Aufgabe. Sie gründeten dort einen eigenen mächtigen
Staat, das Ordensland Preußen. Die anderen zahlreichen Besitzungen des
Ordens in den deutschen Gauen wurden zum Zwecke besserer Verwaltung in
sogenannte Balleien und diese wieder in Komtureien geteilt.
Nachdem die Deutschherren in den Besitz unserer Kirche gelangt waren,
errichteten sie in Plauen eine unter der Ordens-Ballei von Thüringen
stehende Komturei; der Vorsteher derselben führte den Titel Komtur. Es
wurden die großen Gebäude des Komturhofes ausgeführt, die zum Teil noch
in dem heutigen Superiuteudurgebände erhalten sind. Dort konnte man die
ehrwürdigen Männer in ihrer Ordenstracht — langen weißen Mänteln mit
großem schwarzen Kreuz auf der Brust — täglich aus- und eingehen sehen.
2. Die Thätigkeit der Ordenspriester erstreckte sich nicht nur auf die
Stadt Plauen, sondern auch auf die Umgegend. Allenthalben gründeten
sie Kirchen, so zu Rodau, Leubnitz, Kloschwitz, Kürbitz, Thossen, Rodersdorf,
Schwand, Geilsdorf, Dröda, Taltitz, Oberlosa, Planschwitz, Würschnitz,
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TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Maria Johannis Thomas Heinrich_von_Weida Heinrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Maria Naumburg Eberstein Gottes Heiden- Palästina Akkon Deutschland Komtureien Plauen Leubnitz Kloschwitz Dröda Oberlosa Würschnitz